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Sonntag, 28. April 2013

T5er mit unerwartetem Ausgang


Bis vor wenigen Wochen war ein T5er Klettercache von mir fast immer unbeachtet geblieben. Zur fehlenden Ausrüstung kam hinzu das ich enorm unter Höhenangst leide. Schon eine Leiter von 2m Höhe blieb meistens von mir unbenutzt. "Nie im Leben werde ich mal einen Baum hochklettern", so klang energisch meine Antwort auf die Fragen vieler Cacherkollegen, ob wir es nicht mal versuchen sollten.

Nun, bis vor wenigen Wochen. Besuch von DerE und Lillith1968 hatte sich angekündigt und so wurden einige kleine Touren über die Tage geplant. Auffällig, aber nicht Besorgnis erregend, waren die PQs mit sehr vielen (oder fast nur) T5er die die beiden mitgebracht hatten. Da wir im Vorfeld bereits des Öfteren über die Tour gesprochen hatten, hatte der DerE einfach mal eine Kletterausrüstung für mich mitgebracht. Halt für den Fall der Fälle. Ehrlich, da habe ich noch mal im geringsten daran geglaubt die auch mal zu nutzen.

Unser erster Tourtag führte uns in die Region Mönchengladbach. Interessiert schaute ich mir so manche Klettereinlage an, im Gedanken sah ich mich aber immer unten am Baum stehen. Trotz meiner Höhenangst stieg aber die Neugierde es doch einmal zu versuchen.

Dazu suchten wir uns am Tag 2 einen Cache aus der sich T5 4 beginners nennt. Ich schätze mal das die Dose so in 6m Höhe hängt. Satte 2 Stunden haben wir an diesem Baum verbracht. Nein, nicht weil ich so lange gebraucht habe um hoch zu kommen (das hat wohl nur an die 4 Minuten gedauert denke ich), sondern weil ich die wohl beste Einführung in diese Materie erhalten habe die man sich vorstellen kann. DerE und die Lillith1968 haben mir Schritt für Schritt alles erklärt, dazu haben wir alles nur erdenkliche probiert, versucht, getestet. Von Satz zu Satz und von Minute zu Minute schien meine Angst zu schwinden, meine Vorfreude es eventuell zu schaffen stieg immer mehr.


Wie ich bereits schrieb habe ich vielleicht nur 4 Minuten gebraucht um die Dose zu erreichen und anschließend wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Mein Körper war voller Adrenalin. "Wer braucht schon Red Bull", habe ich mir noch gedacht. Mein erster Aufstieg wurde dann bei Schneefall mit einem Würstchen auf dem Gas-Grill belohnt.

Nun hat es keine 3 Wochen später eine Art Reloaded gegeben. DerE und Lillith1968 haben sich erneut angekündigt um unserem CITO am Blausteinsee beizuwohnen. Da an diesem Wochenende der Samstag nach dem CITO bereits mit einem Grillevent (ohne Punkt) mit ganz lieben Cacherfreunden verplant war, stand der Sonntag auf dem Programm, erneut einen Baum aufzusuchen. Natürlich war ich jetzt heiß. Ich wollte mehr. Ich war immer noch voller Stolz meine Höhenangst besiegt zu haben. Gemeinsam mit meiner Tochter, DerE und Lillith1968 ging es dann nach Aachen. Dort besuchten wir den Cache CacheAir. Ein Baum in dem die Dose in 18m Höhe hängt. "Hat der einen Schaden?", fragen sich jetzt wohl viele. Ja und Nein. Immer noch beflügelt einen Baum zu erklimmen und dabei keine Höhenangst zu verspüren, ließ mich nicht im geringsten darüber nachdenken das dieser Cache mit Sicherheit NICHT für einen Anfänger mit Höhenangst geeignet ist.

Nach erneuter Einweisung ging es dann in den Baum. Ich rechts und der DerE links. Zug um Zug, Meter um Meter ging es hinauf. Aber nur bis ungefähr Meter 12-13. Bereits nach 8-9 Meter habe ich nicht mehr nach unten geschaut um meine Höhenangst nicht zu provozieren. Bei Meter 12-13 angekommen hatte ich direkt in Schulterhöhe einen Ast rechts neben mir. Ich fasste ihn an um mich einfach mal festzuhalten und ZACK.... Aus war es. Auf einmal überkam mich ein kalter Schauer und ganz komische Gedanken, wie man sie vielleicht nur kennt wenn man Höhenangst hat, überkamen mich. "Was ist wenn das Seil jetzt weg wäre und ich nur am Ast hängen würde?" "Was ist wenn ich nicht mehr genügend Kraft habe die letzten 5 Meter zu schaffen?" "Und wie soll ich an dem Großen Ausleger 2 Meter über mir vorbeikommen?" Gedanken um Gedanken. Mein Puls stieg rasch an und meine Atemzüge wurden schneller, dafür aber kürzer. Ich hatte das Gefühl das ganz langsam eine Panik in mir aufstieg.

Gibt man jetzt auf? Gibt man sich die Blöße das man es nicht schafft? War alle Arbeit bis hierhin umsonst? Was soll DerE von mir denken? Sage ich es ihm? JA, JA und nochmals JA. Noch ruhig zeigte ich ihm mein Problem auf und hatte das Gefühl das dies die letzten Worte werden würden die ich noch ruhig aus mir herausbringen kann. "Ok Lutz, dann bereiten wir uns jetzt ganz ruhig drauf vor wieder runter zu gehen". Meine Gedanken in meinem Kopf wirrten dermaßen umher, das ich drum bat, das er mir nochmal alles erklärt. Ganz in Ruhe haben wir dann Schritt für Schritt uns darauf vorbereitet wieder festen Boden unter den Füssen zu bekommen. Nachdem ich dann "umgebaut" war, musste DerE dies natürlich auch noch bei sich tun. Es kam mir vor wie eine lange lange lange Ewigkeit. Ich merkte wie ich anfing zu zittern und mir ganz kalt wurde.

Dann nahm DerE meine Hand und drückte sie. Ich merkte von da an erstmal nur noch seine Hand, es beruhigte mich ungemein. Von unten hat das bestimmt ausgesehen als ob ich da oben einen Heiratsantrag bekomme. Nachdem wir dann gefühlte 5 Minuten Händchen hielten und ich dadurch wirklich ruhiger geworden bin, ließen wir uns hinab auf den mir sehr wertvoll geschätzten Boden.

Mir ist klar geworden das ich vielleicht zuviel wollte und ich meine Höhenangst als besiegt ansah. Man wird immer eines besseren belehrt wie ich merken musste. War das eine Aktion stolz auf mich zu sein? JA, war es. Ich habe zugeben können es nicht zu schaffen und habe mich dessen auch nicht geschämt. Aber ganz ehrlich, ohne die Unterstützung eines so erfahrenen Kletterers wie der DerE, würde ich wohl immer noch oben im Baum hängen.

Mein Dank gilt hier besonders Lillith1968 und DerE, ihr habt mir super unter Arme gegriffen dabei. Das sind Aktionen die man vielleicht einmal erlebt haben musste um weiteres im Leben zu lernen.


Hier am Schluss muss ich wohl mal stolz erwähnen, das meine Tochter, eine wahre Kämpfernatur, es an diesem Tag mal ganz locker hoch zur Dose geschafft hat. Das Liebchen ist erst 17 und es war ihr erstes Mal. Haste jut jemacht Laura :)

2 Kommentare:

  1. Moin aus dem Bremer Speckgürtel!

    Ich möchte Dir hiermit eigentlich nur ein ganz dickes "RESPEKT" aussprechen! Du hast ganz genau die richtige Entscheidung getroffen und damit den größten Mut bewiesen, zu dem ein Mensch fähig ist, nämlich eine (vermeintliche) "Schwäche" zuzugeben und dazu zu stehen. Und damit hast Du mehr Größe gezeigt, als wenn Du an der Stelle irgendwie weiter gemacht hättest. Du kannst Stolz auf Dich sein!

    Viele Grüße,
    Arne (aka Dosenfahnder)...

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  2. Hey Lutz,

    so ging es mir auch einmal an einem Baum und auch ich konnte und wollte nicht mehr weiter.
    Auch meinen Respekt nach unten zu gehen.
    Aber warum umbauen, wenn deine Kollegen das Seil mit dem Schleifknoten befestigt hätten, wärst du in wenigen Sekunden sicher unten gewesen. Das ist die Kameradensicherung die heute vom DAV gelehrt wird, eben damit in solchen Fällen geholfen werden kann.
    Den Fehler habe ich nur einmal gemacht das Seil nicht so zu befestigen....frag mal Kroppi!!! :-))
    Gruß mtbcacher68

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